Pfützensprung

Meistens sind Farah und ich als erstes fertig und haben noch ein bisschen Zeit zum Kuscheln. Wenn ich mich dann neben sie hocke, kommt sie mit ihrer sanften warmen Nase und knabbert ein bisschen an meinen Haaren, meinem Helm oder meiner Schulter oder stupst gegen mein Gesicht. Und wenn ich dann zu ihr aufschaue, schleckt sie mein ganzes Gesicht ab. Ziemlich feucht, diese Küsse, aber total niedlich!

Beim Vorgehen war sie heute schon lockerer. Zwar hatte sie immer noch die Ohren angespannt und aufgestellt, allerdings ließ sie den Kopf ganz gelassen hängen! Auch ich habe mich sehr sicher bei ihr gefühlt. Ich konnte mich hundertprozentig darauf verlassen, wenn irgendetwas Ungewöhnliches passierte, kam, was auch immer, hob Farah den Kopf und spannte den Rücken an.

Farah bemerkt auch Fußgänger, Hunde oder andere Pferde viel früher als ich. Sogar wenn sie sich für meine Ohren lautlos von hinten nähern, Farah bemerkt alles! Das ist richtig praktisch, denn so weiß ich immer, wann ich aufpassen muss und wann Farah aufgeregt sein könnte.

Bei der zweiten Galoppstrecke sind wir zum ersten Mal gesprungen! Auf dem Weg war eine Pfütze, auf der Wiese links daneben lag ein Baumstamm. Und bevor Farah sich ihre Hufe nass machte, sprang sie lieber! Bald gehen wir auf Turniere und holen eine Schleife nach der anderen!!!  Dann werden wir zur Springreiterlegende. Oder zur Rennreiterlegende. Oder beides. Am besten starten wir in Vielseitigkeit.

Oder preschen einfach weiter durch den Wald und messen uns mit dem Wind! Das ist am allerbesten!

Nach der letzten Galoppstrecke ist es mir zum ersten Mal passiert, dass Farah auf mein Gertentippen hin nicht angehalten hat. Sie wurde zwar langsamer, aber als sie bemerkte, dass die anderen Ponys schon viel weiter waren und offensichtlich nicht auf sie gewartet hatten, gab sie noch einmal Gas und überholte alle! Als wolle sie sagen:

„Hey ihr! Was soll das denn? Ihr könnt doch nicht einfach ohne mich weiterreiten?“

Das erste Mal „pole position“

Farah_closeHeute sind wir ganz vorne gegangen, dementsprechend aufmerksam war Farah. Denn als erstes Tier der Herde trägt sie natürlich die Verantwortung für alle anderen, die gemütlich hinter ihr hertrotten. Ihre Ohren waren also die ganze Zeit aufgestellt und ihr Kopf leicht erhoben. Trotzdem war sie recht gelassen und achtete auf jedes meiner Zeichen.

Nach der ersten Galoppstrecke bin ich dann abgestiegen und habe sie noch einmal geführt, um ihr auch von unten Anweisungen geben zu können. Bei der zweiten Galoppstrecke war sie zwar anfangs recht verwirrt, weil ich ja nicht auf ihr saß, aber sie galoppierte trotzdem sehr schön neben mir her. Ich konnte sie sogar im Galopp loslassen! Und sie hat sich genau meiner Geschwindigkeit angepasst! Als ich langsamer wurde, wurde auch sie langsamer. Als ich ihr mit der Gerte gebot zu stehen, stand sie. Toll!

An der Bank bin ich wieder aufgestiegen und den restlichen Weg geritten. Es ist wirklich faszinierend. Wenn ich Farah laufen lasse, nehme ich irgendwann die Zügel auf und sie wird langsamer. Sobald ich sie mit der Gerte antippe, steht sie. Auf den Punkt! Und das aus vollem Galopp! Super!!!

Lust oder was?

Der heutige Ausritt war ein hervorragendes Gelassenheitstraining! Als erstes ritten wir am Platz vorbei. Dort galoppierte ein Pferd frei und wild buckelnd herum. Als Farah das sah, spannte sie sofort alle Muskeln an und sprang herum wie ein verrückt gewordenes Eichhörnchen.

„Guck mal, Annabelle, das kann ich auch!“
„Du sollst jetzt aber nicht herumspringen, du sollst bitte weitergehen!“
„Was, weitergehen? Nö. Keine Lust.“ 

Es dauerte etwas, bis wir ausdiskutiert hatten, ob „keine Lust“ ein Grund ist um stehen zu bleiben, beziehungsweise herumzuspringen. Letztendlich ging Farah dann doch weiter, schoss geradezu los, ließ sich aber immerhin auch wieder anhalten. Sehr gut.

Auch als wir weitergingen war Farah ziemlich aufgeregt und beobachtete die Umgebung sehr aufmerksam. Sonst lässt sie auch ganz gerne mal die Ohren und den Kopf fallen, weil sie sich sicher fühlt. Heute sprang sie allerdings bei jeder Kleinigkeit weg. Zu allem Überfluss trafen wir dann auch noch ein Auto im Wald. Farah wurde zwar sehr hektisch, blieb aber brav stehen und wartete, bis die anderen vorbeigaloppiert waren. Nachdem wir im Schritt vorbeigegangen waren durfte auch Farah laufen und gab so richtig Gas.

Einige Minuten später wurde sie wieder unruhig. Verwundert drehte ich mich um und sah, dass das Auto von hinten wieder an uns herangefahren kam. Bis auf wenige Meter! Ich muss sagen, dafür war Farah wirklich sehr entspannt! Und sie hat in all der Hektik nicht vergessen auf meine leisen Befehle und Zeichen zu hören!

Temperament zügeln

Wir hatten heute viel Spaß! Obwohl es anfangs nicht mal besonders windig war, konnte Farah kaum stillstehen. Ich durfte ihr nicht einmal den Gurt anlegen, weil sie jedes Mal rückwärts ging und zusehen wollte. Oder gleich von irgendetwas anderem abgelenkt wurde. Also haben wir noch mal von vorne angefangen. Ich nahm mir Farah und den Gurt und zu dritt gingen wir ein bisschen von den anderen weg. In der Hoffnung, dass Farah mir ein bisschen mehr Aufmerksamkeit schenken würde.

Dort habe ich den Gurt auf den Boden gelegt, Farahs Strick danebengelegt und sie mit der Hand zum Gurt geführt. Dabei habe ich sie nicht berührt oder gezogen, sonst könnte es sein dass sie sich sträubt und Angst vor dem Gurt bekommt. Ich habe meine Hand immer wieder ganz langsam von ihrem Kopf auf den Gurt zubewegt um ihr zu zeigen, was ich von ihr möchte. Irgendwann folgte sie mir dann und beschnupperte den Gurt. Daraufhin habe ich den Gurt ein bisschen bewegt und ihr gezeigt, dass er völlig ungefährlich ist. Als das kein Problem mehr war, habe ich den Gurt erneut aufgelegt.

Und siehe da: Farah blieb stehen! Und ließ sich den Gurt ganz entspannt umbinden! Geht doch!

Wir sind im Gelände mal wieder ganz hinten gegangen, weil viele schnelle Ponys dabei waren. Also haben wir vor den Galoppstrecken gewartet. Farah hat zwar ziemlich herum gehampelt, blieb aber trotzdem stehen. Als ich ihr nach kurzem Trab erlaubte zu galoppieren, gab es für sie kein Halten mehr! Sie rannte los als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter ihr her!

Also habe ich beschlossen, sie bei der letzten Galoppstrecke nur traben zu lassen. Auch das muss sie können! Natürlich war Farah eher weniger begeistert:

„Schnell, Annabelle, wir können los!“
„Ruhig Farah! Wir warten noch!“
„Wir haben genug gewartet! Ich will laufen!!!“
„Farah! Ho Halt!“
„Och Menno, ich will laufen!“
 „Wir gehen im Schritt, Farah! Im Schritt! Was soll das? Von Trab habe ich nichts gesagt! Los, wir drehen eine Volte! Sehr gut! Das machst du toll! Jetzt ganz ruhig weiter im Schritt!“
„Na gut, ich versteh ja schon! Können wir wenigstens traben?“
„Gleich, Farah! Okay, Allez Terab! Aber ruhig! Feine Farah! Sehr gut!“

Nach der hektischen Runde sind wir nach dem Abendessen noch ein bisschen auf die Wiese gegangen. Da war Farah überraschender Weise recht entspannt! Sie hat sich kaum an heranfahrenden Autos oder spukenden Waldgeistern gestört! Manchmal tut es richtig gut einfach nichts zu machen! Deswegen gehen Farah und ich so gerne abends noch grasen! Um den Tag angenehm ausklingen zu lassen!!!

5 Zirkustricks

Bald können Farah und ich im Zirkus auftreten! Die ersten Tricks haben wir schon!

Nummer 1: Liegend auf Farah reiten! Ich habe es heute einfach mal ausprobiert, weil Farah ganz toll auf mich gehört hat und genau das getan, was ich von ihr wollte. Also habe ich mich behutsam auf ihren Rücken gelegt und gewartet, ob sie irgend etwas tun würde. Nichts!!! Lediglich geschaut hat dieses tolle Pony!!! Frei nach dem Motto:

„Was soll das denn jetzt werden? Bist du etwa schon müde? Und was soll diese Hand hier an meinem Bauch? Ist das so richtig? Werden wir ab jetzt immer so reiten?“
„Nein nein, Farah! Nur zum Spaß, ja?“
„Klar, wenn du magst!“

Farah und ihre Zaubergerte. Foto: Annabelle Nummer 2: Farah als Gertenhalter. Eigentlich war es Farahs Idee. Wir sind ja meistens früher fertig als die anderen und warten ein bisschen. Dann habe ich natürlich auch die Gerte schon in der Hand, während wir noch ein bisschen kuscheln. Und einmal nahm Farah ihren Kopf von meiner Schulter, sah mich an und nahm mir die Gerte aus der Hand. Als wolle sie sagen:

„Was hast du denn da? Zeig doch mal her! Kann man das essen? Hm, schmeckt! Ist aber ein bisschen hart!“

Seitdem nimmt sie mir sehr gerne immer wieder die Gerte ab und spielt ein bisschen damit herum. Es sieht aus, als wolle sie zaubern!!!

Das zu fotografieren ist nicht so ganz einfach, denn sobald ich meinen Fotoapparat heraushole wird die Gerte uninteressant und fallen gelassen. Dann hätte Farah viel lieber die Kamera. Vielleicht wird sie ja später mal eine Tierfotografin. Im wahrsten Sinne des Wortes!

Nummer 3: Bei der dritten Galoppstrecke beschloss ich dann spontan, ich könnte ja auch mal versuchen freihändig zu galoppieren. Trab und Galopphilfen kann ich mit den Beinen und meiner Stimme geben, anhalten kann ich sie mit dem Gertentrick und ebenfalls meiner Stimme, die Hände waren also gerade noch frei. So sind wir dann den Berg hinaufgeflogen, Farahs Hufe donnerten über den staubigen Boden, bereit die Natur zu besiegen, wir fegten vorbei… schon kamen die anderen in Sicht! Ein ruhiges „Ho Halt“, ein Stups mit der Gerte, schon stand Farah da, als hätte sie nie etwas anderes gelernt! Fast zu perfekt für diese Welt!!!

Nummer 4: Auf Kommando rückwärtsgehen. Ich nehme lediglich die Zügel nach oben und stupse Farah mit der Gerte gegen die Brust, genau wie beim anhalten. Der einzige Unterschied ist der Befehl: „Zurück!“ Das klappt auf grader Strecke vollkommen optimal! Doch was ich viel bemerkenswerter finde: das klappt sogar, wenn Farah mit ihrer Aufmerksamkeit ganz woanders ist und gerne Gras essen, oder ein Leckerchen abstauben würde! Während die anderen Ponys jeden umrennen, der es wagt das Wort Leckerchen auch nur in den Mund zu nehmen, bleibt Farah ganz ruhig stehen und geht zurück.

„Farah! Geh doch bitte zurück!“
„Aber ich möchte doch auch was zu essen haben!“
„Nicht jetzt, Farah! Du bekommst später etwas! Geh jetzt erst einmal zurück!“
„Na gut, wenn du das sagst“

Nummer 5: Magische Gedankenübertragung. Das mag vielleicht verrückt klingen, ist es vermutlich auch. Aber es funktionierte wirklich! Am Anfang der Galoppstreck musste ich nichts tun, damit Farah wie gewünscht im Schritt blieb. Ich gab Farah die Zeichen zum traben und galoppieren und sie galoppierte schließlich an. Nach der Hälfte der Galoppstrecke wollte ich anhalten. Noch bevor ich Farah irgendetwas gesagt hatte, parierte dieses fabelhafte Pony bereits zum Trab und Schritt durch! Mitten auf der Galoppstrecke!

Das ist soooo toll! Ich kann dazu nur eins sagen: ich liebe dich, meine kleine Farah!!

Grashalmdetektor

Eigentllich hätten wir nach der ganzen Arbeit mal Urlaub verdient. Collage: AnnabelleWir können übrigens auch sehr gut vorgehen. Heute ist Lediglich Lisa als ‚Begleitpony‘ mitgegangen. Aber das stört Farah mittlerweile wenig. Zeitweise waren wir fast einen ganzen Weg voraus, ohne dass Farah unbedingt warten wollte!

Den matschigen Waldweg vor der ersten Galoppstrecke sind wir heute dann mal ein bisschen langsamer gegangen. Gestern ist Farah ziemlich heftig ausgerutscht und ging vorne mit beiden Beinen in die Knie.

„Was machst du da Farah? Willst du beten?“
„Nein, ich dachte ich hätte da unten etwas kleines Grünes aufblitzen sehen. Ein Grashalm vielleicht. Den kann ich doch nicht stehen lassen!!!“
„Na gut, das stimmt natürlich. Aber würde es dir was ausmachen, mich das nächste Mal vorzuwarnen?“
„Dich vorwarnen?! Naja, mal gucken. Wenn du lieb bist!“

Ich glaub, ich besorg mir ein Grashalmsuchgerät. Dann weiß ich, wann Farah auf die Idee kommt, irgendwelche neuen Stunts auszuprobieren, um den Grashalm zu essen.

Auch galoppieren klappt immer besser. Dadurch dass die ‚Raketen‘ zuhause geblieben sind, blieb Farah an jeder Galoppstrecke ganz brav stehen und wartete, bis wir losgingen. Sogar bei der letzten Galoppstrecke hampelte sie nicht herum, sondern wartete geduldig und galoppierte sehr ruhig!