Platzstunde! Das ist ja mal was anderes!
„Das ist langweilig!“
„Farah! Benimm dich!“
„Langweilig!“

Jedenfalls sind wir ein bisschen seitwärts gegangen. Dazu habe ich mich an Farahs linke Schulter gestellt und sie auf der gleichen Seite mit der Gerte an die Flanke getippt. Auf meinen Befehl hin „Nach rechts!“ ging Farah nach rechts und überkreuzte dabei sehr akkurat ihre Beine!
„Ich bin fast durcheinander gekommen!“
„Immer diese qualifizierten Bemerkungen! Dann kann ich ja froh sein, dass du konzentriert geblieben bist!“
„Und danach hatte ich einen Drehwurm!“
„Ach?“
„Weil du mich gedreht hast!“
Ich bin als nächstes also auf Farahs Hinterhand zugegangen und habe ein wenig mit der Gerte gewedelt, sodass sie mit den Hinterhufen einen Kreis gegangen ist. Dabei hat sie sehr schön nach innen überkreuzt! Was mir zeigt, dass sie mich respektiert. Hätte sie die Beine nebeneinander gestellt hätte sie meine Autorität angezweifelt, unsicher ob sie nun hören soll oder nicht. Und hätte sie nach außen gekreuzt wäre das ein Zeichen für Befehlsverweigerung und Respektlosigkeit.
„Ich wurde gezwungen!“
„Wozu?“
„Nach innen zu kreuzen! Sonst hätten wir diese Übung soooo lange gemacht bis ich vor Dreh und Wurm tot umgefallen wär!“
„Klar doch meine Dramaqueen! Aber du musst zugeben, dass dieses Mittel seinen Zweck erfüllt, oder?“
„Hmpf… Danach haben wir endlich mal was Lustiges gemacht!!! Mit Tonnen! Das sind so hohe runde Dinger, die in der Gegend rumstehen, n dummes Gesicht machen und ziemlich hohl sind!“
„Und wir haben herausgefunden, dass Farah alles kann außer Slalom, gell?“
„Sag mir doch, dass man drum herum gehen soll! Kann ja auch sein, dass ich hinein krabbeln sollte und in meinem Fass wie Pipi Langstrumpf den Wasserfall hinunter rasen sollte!“
„Wir haben keinen Wasserfall!“
„Es gab eine Pfütze!“
„Das will ich sehen!“
„Aber mit deiner Hilfe hats ja mit dem Slalom doch geklappt!“
Mit Handzeichen habe ich Farah im Schritt um die Tonnen gelotst.

Im Trab wurde das ganze schon ein bisschen schwieriger. Da war es von Vorteil zu reiten, denn so hatte ich Farah besser im Griff! Mit Schulterdrehen und Zügelanweisungen habe ich Farah Kreise um die einzelnen Tonnen gehen lassen! Farah hat sich wunderschön gebogen..
„Ich hatte nen Drehwurm!“
„Deswegen hast du dich ja abwechselnd rechtsrum und linksrum gedreht!“
„Ach so. Ich korrigiere: Ich hatte keinen Drehwurm!“
..und hatte keine Probleme die engen Volten zu traben! Das mit dem galoppieren ist allerdings noch so eine Sache. Im Gelände gewöhne ich ihr jetzt zwar an auf Kommando zu galoppieren, indem ich bewusst ein Bein nach hinten lege und sie mit „Allez Galopp“ antreibe, auf dem Platz funktioniert das aber noch nicht. Da ist jeder Schritt Galopp schwere Arbeit!
„Der Platz ist vieeeel zu klein! Wenn ich da galoppiere reiße ich wieder alle Zäune ein!“
„Dafür gibt es Arbeitsgalopp!“
„Arbeit, Arbeit! Lass uns doch lieber Spaß haben!!!“
„Zum Beispiel beim Kompliment üben?“



„Jaaa! Also, das war so…“
„Farah, das ist mein Bericht!“
„Ruhe! Ich erzähle!..“
„Fa..“

Was darf es sein?
„Ich hätte gerne einen Huf!“
„Ich stehe ganz gemütlich in der Gegend herum, da fordert Annabelle
mich plötzlich auf mein Bein anzuwinkeln! Als gut erzogenes Pony komme ich dieser Aufforderung selbstvertürlich sofort nach. Annabelle hält mein

Bein fest und nimmt ein Leckerli aus der Tasche! Voll die Bestechung! Jedenfalls hält sie es neben mein Bein. Ich versuche also mit meiner langen Nase dieses verführerische Leckerli zu erreichen und gehe unwillkürlich ein bisschen

nach hinten um mein Gleichgewicht zu halten. Außerdem senkt mein Körper sich ab, bis ich knie und endlich das Leckerchen zwischen die Lippen bekomme! Ein bisschen erschrocken über meine Position muss ich nun die schwerste Entscheidung meines Lebens treffen. Springe ich wie von der Tarantella

gestochen auf oder fresse ich nun endlich den Grund des Übels? Ich entscheide mich schnell und knabbere genüsslich an dem Apfel. Dann steh ich aber doch lieber auf, ich hab gehört, wenn man zu lange kniet bekommt man einen Knick in den Beinen!“
„Da kann ich dich beruhigen, Farah! Der verschwindet wenn du wieder aufstehst!“
„Wie auch immer. Das ist auf jeden Fall meine Lieblingsübung! Weil sie sooooooo lecker ist! Du Annabelle?“
„Ja?“
„Hast du eigentlich noch eine Banananane? Dafür würd ich sogar zweimal ins Kompliment gehen!!!“